Kaktus des Jahres 2024 –
Von Anfang an dabei, der Peitschenkaktus
Aporocactus flagelliformis
In seinem berühmten Werk Species Plantarum beschrieb Carl von Linné 1753 alle ihm zu dieser Zeit bekannten Pflanzenarten. Er gab erstmals jeder Art einen zweiteiligen Namen und legte damit den Grundstein zur modernen Nomenklatur für Pflanzen. Die in Linnés Werk noch als Cactus flagelliformis beschriebene und 1860 von Charles Lemaire in die Gattung Aporocactus überführte Kakteenart ist damit nach 270 Jahren eine der formal „dienstältesten“ Kakteen überhaupt.
Anlass für die Kakteengesellschaften der drei deutschsprachigen Länder Deutschland, Österreich und Schweiz, Aporocactus flagelliformis zum Kaktus des Jahres 2024 zu küren.
Der Namensteil flagelliformis leitet sich von den lateinischen Worten flagellum für „Peitsche“ oder „Geißel“ sowie -formis für „-geformt“ ab und beschreibt die langen schlanken Triebe der Art. Auf diese Wuchsform beziehen sich auch die Trivialnamen Peitschenkaktus, Schlangenkaktus, rattail cactus (Rattenschwanzkaktus) oder Flor de Làtigo (Blühende Geißel).
Lebensraum dieser interessanten Kakteenart sind tropische Gebirge in den mexikanischen Staaten Hidalgo, Oaxaca, Puebla, Querétaro und Veracruz in Höhen von über 2000 Meter. Diese Berge und Hügel sind oft in Nebel gehüllt, von der hohen Luftfeuchtigkeit profitiert der Peitschenkaktus. Mit seinen bis zu 1 Meter langen Trieben kriecht Aporocactus flagelliformis in seinem Habitat über Felsen, besiedelt aber – neben Tillandsien und anderen Epiphyten – auch Bäume in luftiger Höhe.
In der Kultur gibt sich der Peitschenkaktus recht anspruchslos. In Blumenampeln gepflanzt kommt der hängende Wuchs, gerade bei älteren Exemplaren, wunderschön zur Geltung und im Frühjahr wird Aporocactus flagelliformis, übersät mit unzähligen pinkfarbenen Blüten zum Blickfang in jeder Kakteensammlung oder im Wintergarten. Die bis zu 8 cm langen Blüten sind zygomorph (spiegelsymmetrisch) und werden in der Natur durch Kolibris bestäubt. Ihren heimatlichen Wuchsorten entsprechend liebt es diese Kakteenart in der Wachstumszeit mäßig feucht; achten Sie jedoch auf ein durchlässiges Substrat und verwenden Sie z. B. eine entsprechende handelsübliche Kakteenerde. Aporocactus flagelliformis wächst gerne ungestört, ein Umtopfen wird nur nötig, wenn die Pflanze in ihrem Topf eingezwängt oder das Substrat völlig verdichtet ist. Die Überwinterungstemperatur sollte bei ca. 10 °C liegen. Gerne verbringt der „Mexikaner“ die Monate von Mai bis September im Freien, denn stehende Hitze im Gewächshaus behagt ihm nicht und kann einen Befall mit Schädlingen, vor allem Spinnmilben, fördern. Pralle Sonne muss jedoch vermieden werden, sie könnte sonst schnell zu Verbrennungen an den Trieben führen. Wie bei jeder Kultur sollten wir uns in Erinnerung rufen, wie die Pflanzen in ihrer Heimat wachsen – so erklärt sich manches von selbst.
Text: Susanne Schuhmann und Stefan Theiler